Und auch wenn ich nun auf einer alten Römerstraße unterwegs bin, nicht nach Rom, sondern von Sevilla nach Santiago de Compostela. Auch Salamanca ist eine Pilgerstadt, denn hier gelange ich auf einen der Jakobswege, die Via de la Plata, die mich nun bis Sevilla begleitet. Diese Pilgerroute ist mit ca. 1000 Kilometern länger als der bekannte Camino Frances, wird aber nur von ca. 5% der Pilger genutzt. Hier ist auch wesentlich mehr Ausdauer gefragt, denn die Etappen zwischen den Herbergen sind oft weit über 30 Kilometer lang. Zum Glück habe ich ein schnelles Fahrzeug.
Salamanca - Hervás (96 km)
In Salamanca wäre ich gerne noch etwas länger geblieben, um die Eindrücke auf mich wirken zu lassen, aber am nächsten Morgen geht es weiter. Am Ortsausgang von Salamaca endet die geteerte Seligkeit ziemlich abrupt und es ist wieder Buckelpiste angesagt.
Die Wege bleiben sehr abenteuerlich, aber ich habe mich schon ein wenig daran gewöhnt. Und so ist es fast schon normal, über ausgewaschene Steinpfade und Tiergehege zu fahren.
Immer wieder säumen alte römische Meilensteine, sogenannte Miliaria, den Wegesrand. Doch die Römer scheinen es mit der Instandhaltung der von ihnen angelegten Straßen nicht so ernst genommen zu haben.
Ein paar Kilometer vor dem Ziel muss man wirklich schieben, obwohl die Steigung vielleicht gar nicht das Hauptproblem ist. Der Zustand des Weges lässt ein Fahren nicht zu.
Oben angekommen geht es dann wieder auf einer alten Bahntrasse in das wunderschöne Bergdorf Hervás und ich genieße dort nicht nur den Sonnenuntergang und die tolle Stimmung zur goldenen Stunde, sondern auch mit hunderten Einheimischen das Derby Atlético gegen Real Madrid.
Hervás - Cáceres (122 km)
Kaum in den Bergen der Extremadura angekommen, ging es gleich wieder bergab. 30 Kilometer ging es auf der Bahntrasse durch eine sehr schöne Landschaft nach Placencia.
Dahinter ging es immer auf einer Nationalstraße weiter. Was sich erst mal nicht so schön anhört, ist aber gar nicht so schlimm. Denn die Autos und Lastwagen fahren alle auf der Autovia, die größtenteils parallel verläuft. Man hat also fast die ganze Zeit die Straße für sich.
Endlich bin ich im warmen Wetter angekommen. Die Temperaturen kratzen schon an der 30 Grad Marke und auch die Nächte sind angenehm warm. Keine 5 Grad mehr wie in Burgos oder Palencia.
Doch bevor ich den Ort des Ruhetages erreiche, geht es noch durch eine ziemlich unbesiedelte Gegend und mein Wassermanagement hat hier oberste Priorität. Doch nachdem auch das überstanden ist, wartet mit Cáceres eine weitere wunderschöne Altstadt auf mich, die nicht umsonst UNESCO Welterbe ist.
Hier dreht sich kulinarisch alles um den Jamón Ibérico, speziell mit dem Zusatz „de Bellota“ auch bekannt als Pata Negra. Gut, dass ich meine überwiegend vegetarische Ernährung für diese Tour auf Eis gelegt habe ;)
Cáceres - Mérida (72 km)
Am Ruhetag habe ich die weitere Route etwas „ausgekundschaftet“ und ein interessantes Ziel lag nur ca. 70 km entfernt. Mérida wurde 25 v. Chr. vom römischen Kaiser Augustus gegründet und besitzt noch heute viele archäologische Stätten.
So ging es dann wieder hauptsächlich auf der wenig befahrenen Nationalstraße entlang, auf der man auch immer wieder aufpassen muss, dass man keine der sich sonnenden Schlangen überfährt.
Das Airbnb war dann außen pfui und innen hui. Aber ich war ja wegen der Römer hier und die habe ich dann auch ausgiebig besucht. In der Stadt gibt es viele Zeugen dieser Zeit wie Aquädukte, alte Torbögen, den Tempel der Diana, einen Circus und ein ziemlich großes Areal mit einem Amphitheater und einer Gladiatorenarena.
Der Hunger nach Kultur war so groß, dass ich fast vergessen hätte, etwas zu essen. Aber dann fiel mir ein, dass die nächste Etappe wieder in die Berge führt.
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